Marie hat sich auf die Suche nach anderen Musikern gemacht, die genau wie sie ein Buch geschrieben haben. Diese zu finden, war gar nicht so leicht. Hier empfiehlt sie ihre drei Lieblingsbücher:
Auf der Suche nach Geschenkideen und angeregt durch meine eigenen schriftstellerischen Ambitionen habe ich mich gefragt: Welche Musiker/innen haben denn noch Bücher geschrieben? Tatsächlich sind es gar nicht so viele, nach meiner ersten Rechereche nicht mal eine Hand voll. Moooooment, werdet ihr da sagen, was ist mit Pablo Casals, Leonard Bernstein, Georg Solti etc?
Ja, Autobiographien und Erinnerungen findet man Unmengen, von Stars und Sternchen, ob selbst geschrieben oder mit Ghostwriter, Pop, Jazz oder Klassik, das Sinnieren über das eigene Leben und die Musik an sich ist ein gern gesehenes Thema in unseren Kreisen.
Ich wollte aber Geschichten. Ob echt oder erfunden, war mir erst einmal egal, wichtig war mir nur, dass es keine chronologisch-biographische Reihenfolge von der Geburt bis zur letzten Arie war.
Es hat etwas gedauert, aber in den Untiefen des deep wide web habe ich dann doch das ein oder andere Schätzchen bergen können, das ich hier mit euch teilen will.
(Hinweis zum Corona-conformen Shoppen: Denkt bitte an die Künstler, die – wie wir – in diesem Jahr kaum Auftritte und damit keine Einnahmen hatten, und kauft direkt in deren Webshops):
1. Lebenslänglich Frohlocken
Zugegeben, Silke Aichhorn schreibt auch über sich selbst, aber anstatt uns mit ihren Erfolgen zu langweilen (die natürlich beachtlich sind), hat sie sich auf „Skurriles aus dem Alltag einer Harfenistin“ konzentriert, um uns zu amüsieren: Bräute, die nicht am Altar erscheinen, Beerdigungen, die vollkommen aus dem Ruder laufen und ein Konzert beim Papst sind nur die Einsteigergeschichten. Als Musiker muss man viele Hindernisse überwinden, wenn man einen Auftritt spielen will, wenn die Buchung mit manchmal sehr redewilligen Zeitgenossen endlich geklappt hat, gilt es ja noch, den Auftrittsort zu erreichen und in ihrem Fall, die 40kg schwere Harfe zu transportieren. Wenn da mal ein Zug in der Pampa stehen bleibt, weil der Tunnel brennt (!), dann muss diese mal eben herausgewuchtet und zu Fuß transportiert werden. Selbstironisch und sich für keinen (wirklich passierten) Slapstick zu schade, nimmt sie den Leser mit in die wirkliche Welt des Backstage-Lebens! Absolut authentisch und lesenswert, denn abgesehen von den Gewichtsproblemen ihres Instruments kann ich fast jede Szene als „genauso erlebt“ unterschreiben.
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2. Christin Henkel: Juhu, berühmt – Ach nee, doch nich´
Wie der Titel vermuten lässt, geht es hier um eine typische Musikerkarriere, aber eingebaut in eine herrliche Sommer-Liebeskomödie. Es geht um die Kompositionsstudentin (Christin natürlich selbst), die lieber surft, als mit den neurotischen Hochschulprofessoren über Tonsatz zu diskutieren und die dann zufällig in die Fänge eines Major-Labels gerät, wieder unsanft hinaus befördert wird, aber später noch die Gelegenheit bekommt, ihre Gage „zurück zu futtern“. Mit gewaltigem Sprachwitz zaubert sie uns durch ihre Studienzeit (ebenfalls vieles von mir mit „genauso erlebt“ unterzeichnet) und zeigt uns, das es doch auf die wichtigen Dinge im Leben ankommt: Ein Radler trinken, auf der Bühne stehen und den Surflehrer küssen.
(Sie hat übrigens gerade ihr zweites Buch herausgebracht, das ganz herrlich die Öko-Influencer-Welt aufs Korn nimmt – hier kann man also je nach persönlichem Schwerpunkt einkaufen – oder einfach beide nehmen!).
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3. Markus Francke: Bach´s Mörder
Hier hat sich ein mutiger Heldentenor an die Königsklasse der Buch-Genres gewagt, denn es gibt ja nichts häufiger abgedrucktes als das Krimi-Genre. Markus Francke traut sich hier, auch mit einem Hauch ironischer Szenebetrachtung, an eine Gewichts-Doppelklasse: Den Krimi mit musikalischem Hintergrund. Ausgangspunkt ist Bachs Matthäuspassion, DAS musikalische Meisterwerk der christlich-abendländischen Musikkultur. Wer jetzt hier einen erhobenen Zeigefinger und langweilig aufgezählte Fakten zum Werk erwartet, wird erst einmal mit einem ziemlich blutrünstigen Mord geschockt. Das Opfer ist ein eifriger Sänger eines Kirchenchores, dessen Mitglieder und Dirigent mit liebevoll-sarkastischen Blick beschrieben werden. Und ganz nebenbei werden doch interessante Fakten zum Werk eingeflochten und , falls noch nicht gehört, sollte man die Passion wirklich einmal abspielen lassen, um dem Lesen den passenden dramatischen Hintergrund zu geben. Ich bin erst auf Seite 40, kann es aber kaum abwarten, herauszufinden, wer der Mörder ist!!!
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Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch, und wer noch etwas für Kinder im Alter von 4-9 sucht, schaut bei meinem neuen Kinderbuch „Hurra, wir spielen ein Konzert“ vorbei.