Greifensee, 25.11.2021: Das Rezept scheint ganz einfach zu sein: Man nehme bekannte Werke zum gleichen Thema von namhaften Komponisten, reduziere diese zu Stücken für zwei Violinen und kombiniere die einzelnen Elemente. Wenn das zwei kreative, inspirierte junge Musikertalente tun, entsteht ein zauberhaftes Konzert, das neue Horizonte eröffnet.

Intensives Studium
Die Geschwister Marie-Luise und Chris- toph Dingler entstammen einer Musikerfamilie, sind in Mannheim ausgebildet worden und treten unter dem Namen «The Twiolins» als Spezialisten der Gattung Violinduo seit Jahren auf vielen Bühnen der Welt auf. Technisch perfekt,harmonischer Wohlklang, verbunden mit Leidenschaft, und die gemeinsame Lie- be zum Detail machen ihre Interpretationen zum Erlebnis, das unter die Haut geht. Das Programm des Konzertabends am 20. November kombinierte die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi und Tangos von Astor Piazzolla zusammen. Was auf den ersten Blick unmöglich zu sein scheint, erwies sich als eine Entdeckung verwandtschaftlicher Beziehungen bis ins kleinste Detail. Was das Duo da an Notenstudium und Kleinarbeit zu bewältigen hatte, lässt sich nur erahnen. So schreiben sie denn auch im Booklet zur CD: «…es ist nicht immer möglich, den kreativen Prozess zu beschreiben… Es entstanden so neue Aspekte, die man durch die Gegenüberstellung zu hören bekam – es war pure Freude.»

Vivaldi für Violinduo
Schon das Arrangement der Vier Jahres- zeiten von Antonio Vivaldi für zwei Violinen ist ein Abenteuer. In der gespielten Fassung eröffneten sich aber neue Aspekte und Hörerlebnisse. Das Duo spielte in überzeugender Harmonie, gegenseiti- gem Respekt und Verständnis und gaben jedem Satz die angemessene gemeinsame Energie. Das Werk Vivaldis kam edel barock gespielt daher, gradlinig und ohne unnötige Verzierungen erfuhr es einen Touch moderne Interpretation. Dass die zweite Violine oftmals durch eine Bratsche ersetzt wurde, erlaubte eine Erweiterung der Klanghomogenität.

Piazzollas Tango-Welt
Und immer wieder nach einem Satz Vi- valdi folgte als harmonisch, fliessender Übergang ein Tango von Astor Piazzolla. Das scheinbar kontrastierende Programm trennen zwei Jahrhunderte, Kulturen mit deren Traditionen und Kontinente. Das Projekt verwischte Grenzen und liess parallele Klangmuster erkennen. Mit der subtilen Art ihres Spiels vermitteln «The Twiolins» auch die Leidenschaft, die Emotionen, verbunden mit der Sehn- sucht, die in allen argentinischen Tangos von Piazzolla verborgen sind.

Ein gelungener Abend
Es war ein grosses Abenteuer, auf das sich «The Twiolins» und das Publikum mit dem Arrangement des Werks aus dem Barock und der Tangos von Piazzolla eingelassen haben. Für diesen einen Abend verdoppelten sich die Zahl der Jahres- zeiten nun einmal auf «Eight Seasons». Doch die gute Idee, die Kreativität und das Engagement der Musiker hat sich gelohnt. Gezielt und passend wurde die Musik mit der Moderation aufgelockert ergänzt. Sowohl Vivaldi als auch der Argentinier haben eine Wandlung erfahren und sind ein kammermusikalisches Produkt geworden, das die grossen Werke der Musikwelt in neuem Licht zeigt. Das treue Publikum der Kunstgesellschaft Greifensee zeigte sich zufrieden und bedankte sich mit grossem Applaus. Was wiederum vom Duo in Form der witzig gespielten Zugabe «Für Elise» von Beethoven erwidert wurde.

Von Armin Mühlebach

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